Wege für den Umgang mit Trauernden

Tipps für den Umgang mit Trauernden von Trauerbegleiterin Manuela Stamm. (Foto: Pexels / Tatiana Syrikova)

Tipps für den Umgang mit Trauernden

Manuela Stamm ist Trauerbegleiterin bei Helfende Hände in München. Sie sagt: "Jeder Mensch trauert anders und in seiner Zeit. Alles ist richtig, nichts ist falsch. Trauer ist bunt und vielfältig. Es kann vieles gleichzeitig passieren oder aber nacheinander geschehen und auch immer wiederkehren."

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Im Umgang mit Trauernden stellt sich bei vielen Menschen Sprachlosigkeit ein. Die richtigen Worte; das passende Maß an Anteilnahme; Gesten, die helfen: Trauerbegleiterin Manuela Stamm zeigt konkrete Wege auf, für trauernde Kinder und Erwachsene da zu sein. 

Tipps für den Umgang mit trauernden Erwachsenen

  • Die eigene Sprachlosigkeit benennen („Ich weiß gerade nicht, was ich sagen soll, mir fehlen die Worte“); alternativ Symbole sprechen lassen (Kerze, Blume, Karte mit Spruch, Gedicht, …)
  • Immer wieder Hilfe anbieten (der Trauernde kommt selten von sich aus auf einen zu; auch, wenn man das mehrfach geäußert hat)
  • Trauer und Traurigkeit mit aushalten und da sein
  • Praktische Unterstützung anbieten (Beispiele: „Wenn du möchtest, hole ich die nächsten Wochen dein Kind aus der Kita ab.“ Oder: Essen vorbeibringen, Fahrdienste anbieten, bei den Vorbereitungen der Trauerzeremonie helfen)
  • Zu kleinen Unternehmungen abholen, zum Beispiel einem Spaziergang
  • Dem Trauernden bewusstmachen: „Schau mal, das hast du schon alles geschafft“; „Ja, du hast gerade das Gefühl, dass… und ich bin jetzt hier bei dir.“
  • Keine Floskeln wie „Das wird schon wieder.“ „Jetzt ist es doch schon so lange her.“ „Aber ihr könnt euch doch wieder einen Hund zulegen.“ Solche Phrasen wirken verletzend, der Trauernde fühlt sich unverstanden
  • Die Trauer des anderen akzeptieren – in ihrer Art und Weise und in ihrer Dauer
  • Einladungen, die immer wieder abgelehnt werden („Nein, jetzt nicht – das schaffe ich noch nicht.“) akzeptieren, aber auch nicht müde werden, immer wieder zur Teilnahme einzuladen
  • Schwierige Zeiten gemeinsam durchstehen und begleiten, "da sein": Geburtstag, Weihnachten, Todestag, …
  • Das Wort ABER durch das Wort UND ersetzen, zum Beispiel: „Du bist jetzt gerade sehr traurig, aber ich bin jetzt hier.“ ersetzen durch „Du bist jetzt gerade sehr traurig und ich bin jetzt hier.“
  • Möglichst keine allgemeinen Fragen wie: „Wie geht es dir?“ oder „Wie fühlst du dich?“ Sondern: „Was brauchst du gerade? Wie kann ich dich unterstützen? Was brauchst du, um deiner Trauer Raum zu geben? Was spendet dir Kraft? Was lässt dich entspannen?“
  • Kleine Aufmerksamkeiten, die zeigen: du bist nicht allein, ich denke an dich (z.B. WhatsApp-Nachricht, kleines Geschenk an die Türe, …)

Trauernde Kinder begleiten

  • Kinder immer einbeziehen anstatt auszugrenzen
  • Möglichkeiten schaffen, sich von sterbender Person oder Tier zu verabschieden
  • Tod begreiflich machen (Verstorbenen nochmal sehen, anfassen). Vorher vorbereiten und dabei begleiten
  • Besprechen: Was fühlst du? Wo spürst du dieses Gefühl? Emotionen benennen
  • In möglichst viele Schritte einbeziehen (Auswahl und Bemalen von Sarg/Urne, Gestaltung der Trauerfeier, Abschiedsgeschenk in den Sarg legen)
  • Fragen möglichst offen beantworten, aber nicht mehr erklären, als das Kind wissen möchte
  • Keine verharmlosenden Bezeichnungen des Todes benutzen („auf eine lange Reise gehen“, „friedlich einschlafen“, ...): so können Unsicherheit oder sogar Angst vor dem Einschlafen entstehen. Lieber Tatsachen benennen, („Herz schlägt nicht mehr“, „atmet nicht mehr“, ...)
  • Wenn Erwachsene die Antwort nicht kennen, dann auch so kommunizieren oder gemeinsam nach Antworten auf Fragen suchen
  • Die eigenen Gefühle vor Kindern nicht verbergen, sondern versuchen, sie in Worte zu fassen und zu erklären
  • Kindern immer wieder Gelegenheiten anbieten, Trauer zu erleben und zu lernen (toten Vogel begraben, Abschiede liebevoll begleiten: Kindergarten, Veränderung von Freundschaften durch Umzug, …)
  • Kindern Hilfe anbieten, ihre Gefühle zu benennen (das ist Trauer, ich bin wütend, …). Tipp: Gefühlsmonster-Karten
  • Ausdrucksmöglichkeiten für die Gefühle finden (Musik, Bewegung, Kunst, Geschichten erfinden)
  • Kindern vermitteln: „Deine Gefühle sind okay, du bist okay. Die Trauer hilft dir, den Verlust von etwas Vertrautem zu verarbeiten.“
  • Geborgenheit, Vertrauen, Sicherheit, aber vielleicht auch Rückzugsmöglichkeiten anbieten
  • Geduld haben, Zeit geben und das "Wir-Gefühl" stärken
  • Außenstehende Personen, die eventuell Veränderungen des Kindes bemerken, über Trauersituation informieren und um Verständnis bitten (Lehrer:innen, Erzieher:innen,Sportverein, …)

"Kinder sind sogenannte 'Trauerpfützen-Springer'. Sie können in einem Moment zutiefst traurig, wütend oder verzweifelt sein und im nächsten Moment spielen oder fernsehen. Auch Kinder haben Trauerphasen."

Manuela Stamm, Trauerbegleiterin bei Helfende Hände in München

Literatur-Tipps

Knietzsche, der kleine Philosoph (Video-Reihe auf YouTube)

Geht Sterben wieder vorbei? Antworten auf Kinderfragen zu Tod und Trauer (Buch von M. Schroeter-Rupieper)

Sterben, Tod und Trauer bei Menschen mit Komplexer Behinderung (Broschüre von Stiftung Leben pur (PDF-Download)

Umgang mit Trauernden: Booklets zum Download

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12 Wege, für Trauernde da zu sein
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12 Wege, für Trauernde da zu sein (PDF)

Trauernde Kinder begleiten (PDF)

Sterben, Tod und Trauer bei Menschen mit Komplexer Behinderung (Broschüre von Stiftung Leben pur (PDF-Download)

Manuela Stamm, Fachdienst Förderstätte bei Helfende Hände; Foto: Fabian Helmich

Manuela Stamm

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089 829281-0
Helfende Hände gemeinnützige GmbH, Reichenaustraße 2, 81243 München

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Ein Team von drei ausgebildeten Palliativbegleiterinnen kümmert sich bei Helfende Hände um Schwerkranke und Sterbende und steht Angehörigen sowie Begleitpersonen zur Seite.

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